Eine neue Art der Sonnenaktivität haben Wissenschaftler vom Rutherford Appleton Laboratory in England entdeckt. Dabei handelt es sich um kurze Blitze auf der gesamten Sonnenoberfläche. Die Wissenschaftler tauften das Phänomen 'Blinzeln'.

Sie entdeckten es mit einem Spektrometer an Bord des Satelliten SOHO - er wurde vor knapp zwei Jahren speziell zur Beobachtung der Sonne ins All befördert. Zur Zeit nimmt die Aktivität der Sonne, die in einem Rhythmus von elf Jahren schwankt, wieder zu. SOHO beobachtete, daß die Oberfläche der Sonne aus einem groben Flickenmuster besteht, das durch darunterliegende Konvektionszellen verursacht wird. Innerhalb dieser Flicken beobachteten die Wissenschaftler nun die kurzen, hellen Lichtblitze, etwa von der Größe der Erde. Es scheint sich dabei um kleine Explosionen in der Sonnenatmosphäre zu handeln. Obwohl dabei nur wenig Energie abgegeben wird, scheinen sie doch ein wichtiger Prozeß für die solare Atmosphäre zu sein - immerhin ist das Blinzeln über die gesamte Atmosphäre verteilt und dauert mehrere Minuten.

Die Wissenschaftler hoffen, mit Hilfe des Blinzelns zwei Probleme der Sonnenphysik lösen zu können: Wie erzeugt die Sonne den Sonnenwind, einen kontinuierlichen Teilchenstrom; und wie wird die äußere Sonnenatmosphäre, die Korona, auf eine Million Grad erhitzt, während die Sonnenoberfläche nur 5500 Grad Celsius warm ist? Für beide Probleme könnte das Blinzeln eine Antwort bereithalten: Die kleinen Explosionen könnten Stellen sein, an denen Plasma (heißes, ionisiertes Gas, aus dem die Sonnenkorona besteht) erhitzt wird, oder an denen Teilchen beschleunigt werden - der zukünftige Sonnenwind.

Quelle: Ute Kehse, Royal Astronomical Society, 30.1.1998