Zu einem längeren Leben haben Forscher von der Universität in Toronto dem Haustierchen der Molekular- und Entwicklungsbiologen, der Fruchtfliege, verholfen. Sie pflanzten in die motorischen Nervenzellen der winzigen Insekten (Drosophila melanogaster) den Bauplan für das menschliche Enzym Superoxiddismutase ein, das ihnen hilft, giftigen Zellmüll in harmlose Substanzen umzuwandeln. Die Leiterin der Studie, die Neurobiologin Gabrielle Boulianne, zeigte sich überrascht, daß die Veränderung nur eines Gens in nur einer Sorte Zellen die Lebenserwartung eines Organismus derart nachhaltig beeinflussen kann. Die Studie wurde in der Zeitschrift "Nature Genetics" veröffentlicht. Auch wenn vermutlich kein Mensch daran interessiert ist, daß die lästigen Fliegen, die sich im Sommer am reifen Obst gütlich tun, noch länger in der Küche herumschwirren, können die Experimente der kanadischen Forscher für die Human- bzw. die Altersforschung schwerwiegende Konsequenzen haben. Bisher glaubten die Wissenschaftler, daß bis zu 7000 Gene an der Endlichkeit des Lebens beteiligt seien. Wenn aber nur wenige DNA-Elemente das Altern beeinflussen sind, so steigen die Chancen, daß man diesen Prozeß manipulieren kann. Lange schon war bekannt, daß Sauerstoff zwar wichtig zum Leben ist, die Organismen jedoch auch schädigt. Nebenprodukte des Sauerstoff, sogenannte Radikale, schädigen die Zellen und beeinflussen so deren Lebensdauer. Das Enzym Superoxiddismutase macht die toxischen Moleküle unschädlich. Nervenzellen mit ihrem hohen Sauerstoffbedarf sind besonders anfällig für toxische Radikale. Ist das Enzym defekt, sterben die motorischen Neuronen infolge Vergiftung ab, etwa beim Lou Gehrig's Syndrom. Boulianne transferierte Kopien der menschlichen Superoxiddismutase-Gene in die motorischen Nervenzellen von Fruchtfliegen - und diese lebten statt der üblichen 80 Tage über 110 Tage lang. Mehr über das Altern im bdw-online Highlight November 1997. Quelle: Karin Hollricher, eurekalert, 3.6.1998 |